Lebensentwurf viele und alle und überhaupt …
… oder nur eine Momentaufnahme?
Jedenfalls „Johnny & Johnny“, so exemplarisch
Über Momente, Verbindungen, viele und Abstand und unterwegs sein, dann wieder da, wieder weg, sich einlassen, Distanz, Unverbindlichkeit, Nähe, Lust, Leben, Liebe, Definitionen …
Lebensentwurf viele und alle und überhaupt,
oder auch: „Johnny & Johnny“, so exemplarisch
Johnny & Johnny
Das mit Johnny und Johnny ist schon eine Weile her, etwa ein Jahr, beschreibt aber immer noch recht schön symbolisch, wie ich im Poly-Leben so lebe, mit mehreren Partner*innen umgehe. Damals hatte ich mehrere – wie heute auch, nur teils andere – Menschen im Leben, mit denen ich so partnerschaftlich rumvögele halt, mich verbinde, explizit sexuell, und eine*r davon sagte mir mal: „Hey, du bist doch oft in der Nähe von ’nem coolen Sexshop zugange, schau mal die Dildos da durch bitte, ich suche .. weißte ja.“ Wusste ich auch, schließlich vögelten wir zusammen: schmalere Basis, damit’s weniger krass links-rechts auf Pelvis drückt, dafür gezielter etwas mehr unten auf die Klit, biegsameres Material auch als der vorhandene Dildo: gut in der Hose zu tragen und doch wuchtig genug für vollfüllende Vulvenbefüllung (meine! Yeah!). Und irgendwie bunt; das Auge vögelt schließlich mit.
Doppeldildo mal anders
„Ja“, sagte ich also, und dann stand ich im Laden, perfekter Dildo erblickt und in der Hand, fragte nach Preis und Namen/ Bezeichnung des Dildos und hah!: der Dildo hieß genau so wie ein_e weitere_r Partner_in von mir damals. Ich lachte laut los, schickte sowohl Partner*in 1 als auch Partner*in 2 ein Foto vom Dildo, fragte ob Partner*in 2 ein Problem damit hätte, alsbald namentlich in Dildoform in meiner Möse zu stecken, von Partner*in 1 dort versenkt, Partner*in 1 fragte ich entsprechend umgekehrt, ob der Name ihn*sie stören würde, bekam von beiden ein Lachen und „alles super so“ zurück, also kaufte ich den Dildo und ließ mich fortan von beiden Partner*innen gleichzeitig vögeln, gewissermaßen. Ziemlich geil!
Alle zusammen am liebsten …
Die beiden Partner*innen selbst zu verkuppeln, nicht nur so indirekt via Dildo, klappte dummerweise nicht, das war schade. Sie waren nicht so aneinander interessiert, wussten zwar voneinander, waren sich auch schon mal über den Weg gelaufen, aber nee: beide eher Einzelgänger*innen, bzw. nicht so sozial offen/ vögelnd wie ich, hach, schade, ich mag Dreier. Und Vierer, Fünfer, Gruppen, je mehr um so höher auch die sexuelle Energie – ich hab erst letzte Woche ’ne Sexparty hier in Berlin veranstaltet, einmal im Monat mindestens mach ich das, Partys, oder auch Workshops; in denen energetisiert sich das sehr schön hoch. So viele Frauen*FLINT auf einem Fleck, die da rumvögeln, sich austoben, machen, worauf sie Lust haben, Lust wortwörtlich – allein die Geräuschkulisse, ah! Heaven, Himmel, könnte ich jeden Tag haben! (Ich brauch mehr Partys im Leben! Workshops, Cruising!:-)
In Sexclubs, bei Partys, beim Cruising
So lerne ich Menschen am liebsten kennen. Ganz explizit: Sex? Ist das ’ne Möglichkeit? Willst du körperlich sein? Wie offen bist du dafür? Für anfassen und angefasst werden? Für plötzliche Intimität? Intensität? Bester Ort für erstes Date, erprobt und für gut befunden: Sexclub! Da kann frau wahlweise einfach an der Bar sitzen und reden, oder halt gleich zackig loslegen. Perfekt. Und ja: auch sehr deutlich, wenn ich Menschen dahin einlade statt zum Im-Café-sitzen – dann ist schon mal ein Rahmen gesetzt. Plus: Für Im-Café-sitzen hab ich einfach keine Zeit. Das lange lange Vorspiel immer, oh je, all diese Konventionen, die mensch so irgendwie ablaufen „soll“, Kaffee trinken, noch mal, ein drittes Mal, dann vielleicht kann frau doch schon mal Händchen halten und küssen… Hilfe!
Programmablauf sprengen
Sowieso, dieses Küssen immer – irgendwie wollen die alle küssen, als Meilenstein der Annäherung. Ich mag küssen, so ist es nicht; aber nicht, wenn es eben rein als Teil eines Programms abläuft. Dann sag ich nein, und vergraule da mitunter auch Leute, bzw. überfordere sie schlicht und einfach. Dann aber eben lieber nicht als etwas zu machen von dem ich denke: Echt jetzt? Keinen Bock, so als Programmpunkt. Ich könnte dann zwar die Führung übernehmen, zum springen anregen, aber manchmal ist mir das zu anstrengend, zu unergiebig; ich mag‘s eher auf gleicher Ebene. Bzw. geht das auch nicht immer, der Unterschied zu groß in Offenheit und dem Ablegen-Können von Konventionen, diese einfach mal nicht zu befolgen. Menschen, die nicht wissen, was sie alternativ tun können, wenn jetzt nicht 3x Kaffeetrinken und Händchenhalten & Küssen im Angebot ist, oder das eben so brauchen, möchten, lieber so leben, sich langsamer körperlich annähern, und ich – das passt nicht so richtig. Ist nicht mein Ding, also Abkürzung eben: Erstes Date im Sexclub, oder beim Cruisen oder anderswo in einem Rahmen, der Sexualität explizit vorgibt bzw. einfach ermöglicht. (Und dann eventuell Händchenhalten, später:-)
Sex als selbstverständlich
Ich sag mittlerweile auch fast immer, in was für einem Club ich da so bin, zu welchen Events (Cruising halt) ich da so einlade, neue Bekanntschaften von mir. Vergesse ich manchmal, weil das für mich so selbstverständlich ist, und sowieso: ist ja auch irgendwie selbstverständlich, dass Sexualität existiert im Leben, dazugehört, jeden Tag. Wenn ich’s vergesse zu sagen, zu „warnen“, nur sage: „Ist ein Club, komm vorbei!“ – ach, das ist auch irgendwie cool. Und auch recht lustig, was dann so passiert. Die meisten reagieren doch recht gefasst, erfreut, überrascht, und springen. Rückwärts raus, sofort wieder abgehauen ist bisher nur eine. Hmm, alter Konflikt: Es kann übergriffig rüberkommen, so ein Reinschmeissen in Sexwelten; andererseits eben auch einfach das: Sex als was ganz normales. Gehört dazu, ist auf eine Art nichts besonderes, und nichts, vor dem mensch groß warnen müsste.
Das geht aber auch davon aus, dass andere „Nein“ sagen können, eben doch wieder gehen, wenn sie nicht wollen. Wie gut können Frauen* Nein sagen? Hah, recht schlecht manchmal. (Ich selbst nicht ausgenommen, je nach emotionalem Level etc.)
Nein sagen
Das ist übrigens ein riesiges Kriterium für mich, bei all der Rum-Sexerei, bei all den Beziehungen, Verbindungen, die ich so habe: Kannst du Nein sagen? Wenn dich irgendwas an mir nervt, nicht passt, nicht gefällt: sag’s, verdammt noch mal! Wirklich wirklich wirklich. Sag Nein zu Sachen, die dir nicht passen. Das sag ich als Grundsatz, als Frage, sprech das an, wenn ich merke: da wird jetzt was tiefer, emotionaler, dauerhafter. Oder auch so mal, zwischendurch. Manche können’s nicht, bei mir jedenfalls nicht; aber zumindest das sagen, dass sie’s nicht können, können sie. Und wenn’s nur durch Körpersprache ist, als Reaktion auf diese Frage, diese Ansage. Dann wiederum kann ich entscheiden: weitergehen mit einer Person, wo ich recht viel aufpassen muss, dass sie sich nicht auf was einlässt, wozu sie eventuell nicht Nein sagen kann? Meist nicht.
Selbstverantwortung
Ich fordere Selbstverantwortung. Ganz einfach weil ich das selbst nicht konnte, ganz lange nicht. Und gemerkt habe, was da so Krasses passiert, wenn frau nicht auf sich selbst aufzupassen vermag; siehe mein Artikel „Leitfaden“. Seitdem ist mir ziemlich klar: so was nicht mehr; ich fordere lieber, nicht zuletzt auch mich selbst damit: Nein sagen können. Ebenbürtige Gegenüber haben. Die ebenso Nein sagen können, und dadurch auch Ja. Statt Verantwortung für das Gegenüber zu übernehmen: selbst ist die Frau. Das, im Kern, ist auch, was ich in meinen Workshops etc. „unterrichte“. Oder vielmehr: fordere, anrege, den Raum dazu biete. Mein Lieblingsworkshop deswegen auch, bzw. ebenso mein Lieblings-„Hobby“: Cruisen! Yey yes yes: Cruising! Das, was die schwulen Jungs so gut können: wir brauchen das auch. Back to the basics, pur, ohne Ablenkung: Da ist nichts geboten, keine Party, kein Club, keine Anleitung; da ist nur ein Ort, als Treffpunkt, und der Rest: selbst verantwortlich! Selber machen. Springen. Schauen, im Moment. Ich & du, jetzt, hier: Ja? Oder nein? Dieser Schritt: Ja? Der nächste: Ja? Gebüsch: Ja? Hose runter: Ja? Handschuh rein: Ja? So so geil!
Netzwerke schaffen (alias: geheime Verkuppelungen!:-)
Cruising also, Dates in Clubs. Manchmal lade ich mehrere gleichzeitig ein, in den Club, zum Cruising, oder in andere explizite Umgebungen, und seh dann, was passiert: sehr coole Sachen zumeist:-) Das erste Mal war’s eher aus Zeitmangel, nur eine Party in den nächsten zwei Wochen in Sicht, aber mehrere Menschen, die ich so treffen wollte, nicht ewig online rumquatschen, sondern ab ins offline. Echtes Treffen, Körper, Haut, Stimme. Meine zwei Dates dieses Abends haben mich an der Bar im Club sitzen lassen, fanden einander heißer und sind entsprechend abgezogen ins Untergeschoss, vögeln – und ich saß da und dachte: yeah, geil! So muss das sein! Die hatten sich heiß-heiß gefunden, ich durfte Vermittler*in sein … So was erfreut mein Kupplerherz, mein Networking-Hirn.
Ich war glücklich, die auch – und das ist irgendwie auch der Punkt von Poly-Liebe für mich: so eine Gemeinschaft kreieren, Teil davon sein, wo es halt fließen darf wohin es grad zieht, statt zu sagen: du warst aber mein Date für den Abend, musst jetzt an mir dranbleiben; mit dir & mir muss es klappen, nicht mir dir & wem anders. Eigentlich recht simpel, auch das. Aber… Tja. Besitzansprüche, Konventionen, Rollen, Programmpunkte erfüllen… Ich nehm mich da nicht aus; ich hab’s alles durch. Aber sich das alles mal bewusst machen, das überhaupt schnallen, was da so abgeht, eingeimpft durch Gesellschaft, Aufwachsen, Vorbilder, überall sonst vorgelebte Monogamie. Hui!
Privates öffentlich machen
Ich leb mein Leben recht öffentlich, poste viel auf Facebook & Co., schreib recht viel über Poly-Liebe & Co., mache öffentlich sichtbar, was ich da so privat fabriziere. Teils ist das mein Job, teils aber auch einfach Aufbegehren. Wenn die Gesellschaft mir sagt: ich darf XY nicht machen, weil (Moral, Regeln, blabla) – dann erst recht. Gesellschaftliche Regeln wollen mein Privatleben beeinflussen? Hah! Dann kann mein öffentlich gemachtes Privatleben mal bitte sehr auch die Gesellschaft beeinflussen. Im Kleinen zwar nur, aber manchmal doch mit viel mehr Reichweite als ich so denke. Ich hab oft genug Leute auf mich zukommen, die sagen: ich hab deinen Post gelesen & war voll inspiriert, das will ich auch haben/ können/ machen im Leben.
Das können sie auch, eigentlich, die Leute, die mir so was sagen. Eigentlich – sie trauen sich nur nicht. Oder wissen nicht wie. Oder oder oder – viele Gründe; und teils ist genau das meine Arbeit, mein Job: Menschen auf den Weg bringen, ihnen zeigen wie’s doch geht, das mit dem Sex, das mit sich-trauen, mit der Poly-Liebe und überhaupt. Sich selbst die Welt kreieren, die mensch gerne will, statt warten, hoffen, schauen, beneiden, von anderen verlangen, dass sie das für eine*n tun. Das bring ich Leuten bei; meist sind es Frauen*, die zu mir kommen. FLINTA-Menschen. Ich mag diese Kategorien eigentlich nicht, die wechseln ja auch schnell & oft, bei mir jedenfalls, wie ich mich so sehe, als was. Aber Frauen* doch als Basis, weibliche Sozialisation, frauen*verwurzelt. Weil gerade ja Frauen oft nicht gelernt haben, Sex zu leben: um so geiler, wenn sie dann doch loslegen! „Rauskommen“, ihre Sexualität umarmen, ihr Leben … wenn sie Wunschwelten aktiv kreieren.
Vorteile! Nachteile.
Ganz praktisch ist das mit dem Privates öffentlich leben nebenbei auch noch: Menschen wissen von mir, wissen, dass ich so lebe, gute*r Ansprechpartner*in bin für das Ausleben von Lust. Da erübrigt sich viel Vorgerede:-) Und es beweist mal wieder, ist Plädoyer für offener mit Sexualität umzugehen: nur wenn Menschen wissen, was du so magst, nur dann können sie dir das auch erfüllen (bisschen abgekürzt als Philosophie, aber doch). Der Nachteil von so offen sexuell sein: Ich hab ab und zu Leute, die sich an mich dranhängen, denken, weil ich so offen bin, dann eben auch mit ihnen, ganz unbedingt. Anstrengend, und auch verletzend, denk ich, wenn ich dann Menschen so zurückkippe auf eben nicht „privat“.
Das hat aber auch ganz einfach logistische Gründe: So viel Zeit und Platz hab ich nicht im Leben. Und meine Spontanität – die ist auch .. na ja, schwierig für manche. Ich verabrede mich nicht. Selten. Sehr selten. Laden mich Menschen zu etwas ein: keine Ahnung, ob ich komme. Kann sein; kann sein, dass an dem Tag dann eher was anderes ansteht, mich zieht. Ich auf dem Weg zu Einladung A bei Kreuzung B nach C statt D abbiege, einfach weil mir so ist. Weil die Ampel Richtung C eben grün ist, oder ich jetzt unbedingt rumcruisen will, allein durch die Stadt, statt in Gesellschaft zu hocken und bei im Voraus festgelegten Tätigkeiten mitzuwirken.
Grenzen ziehen, klar kommunizieren
Das sicherste ist immer noch, mich bei Veranstaltungen zu treffen, die ich mache, Sexpartys, Workshops, so was. Da MUSS ich schließlich da sein, „unterrichten“ (ich mag das Wort unterrichten nicht, so nebenbei. „Raum halten“ eher; das trifft’s besser.) „Komm doch zur Fickparty, da bin ich auf jeden Fall anzutreffen.“ – Ich denke, das fühlt sich dann schon wie abgekippt werden an, aus meinen Leben rausgeschmissen, hat aber eben einfach logistische Gründe. Und freigeistige: Ich mag es wirklich nicht, mich für feste Zeiten für bestimmte Aktionen festzulegen. Verpflichtungen – nö. Das sind dann Erwartungen. Ebenfalls: nö!
Dummerweise, wenn ich das kommuniziere: „Ich treff keine Verabredungen“, weil ich die eh oft absage in letzter Minute, weil ich eben doch was anders machen mag an dem Tag, glauben Menschen mir nicht. Schicken dennoch Nachrichten, fragen: „Mal zusammen kochen? Wann?“ Ah, Hilfe! Und auch, wenn ich jemanden sag: „Ja, ich bin da, bei Treffen ABC, Veranstaltung XYZ, komm doch auch“, heißt das einfach nur das. Aber nicht, dass ich dann auch unbedingt mit dieser Person pausenlos zusammensein muss. Das erwarten aber doch recht viele: Zweierkiste. Kann ich nachvollziehen, ging mir auch so, recht oft und lange im Leben. Aber ich mach das eben nicht mehr; bin nicht unabdingbar ansprechbar für die, die mich eingeladen haben/ die ich einlud. Kann auch gut passieren, dass ich dann schon mit jemanden anderen zugange bin, keine Lust mehr auf das habe, was ich gestern noch wollte, auf das, worauf ich vor zwei Stunden noch Lust hatte. Damit kommen nicht viele klar. Die, die es doch tun: die haben einen Platz in meinem Leben. Ganz unbedingt. Weil die sind dann gleichermaßen unabhängig, Nicht-Zweierkisten-konform. Yeah!
Beziehungsgefüge
Mittlerweile hab ich also ebenso sozial rumspringende Menschen wie mich selbst im Leben. Und sozial veranlagtere zudem. Das ist super, ich mag wildes Gemische; ich mag, wenn „meine“ Menschen einander kennen, sich ebenfalls mögen, vielleicht auch vögeln, vor allem aber: wenn sie nicht so einen Allein-Anspruch auf mich hegen. Denn so was macht das Leben kompliziert, meines, denn wenn ich dann auf Partys oder sonstwo bin, wo mehrere von ihnen sind, müsste ich mich dann entscheiden, weil sie mich ja eher allein für sich wollen – anstrengend! Also ist auch das zum Kriterium geworden: sozial sein, bitte, mich teilen können. Jederzeit.
Ich hab viele Freund*innen, Partner*innen. Bzw. eher: Menschen im Leben. Keine Hauptpartner*innen, und in dem Sinne auch keine „Freund*innen“; ich mag nicht definieren, Label geben, und dadurch von Tätigkeiten ausschließen (mit Freund*innen vögelt frau ja nicht, sagt die Moral. Oder so.) Ich mag eher darüber definieren – wenn „definieren“ überhaupt sein muss –, was wir miteinander tun. Das verbuchen im Hirn als „Ah, mit Person E geht F und G sehr gut, das mag sie; mit Person H eher I und J und K; mit L auch I und J, aber nicht K, dafür M und N“. Ich sammle Informationen. Ich will recht viel über die Menschen in meinem Leben wissen, dann kann ich das Wissen rausziehen aus meinem Hirn und gezielt ansprechen: „Du magst doch O und P, und wohnst in der Nähe von Q, da bin ich in zwei Stunden, ich komm vielleicht mal vorbei, was sagste?“
Ganz praktisch gedacht
Manche sehen das als „ausnutzen“, als Personen nur dann treffen, wenn ich was von denen will. Machen mir das zum Vorwurf. Und ich denk dann: „Eh, ja. Wann sonst trifft du Menschen? Wenn du NICHTS von ihnen willst?“ Ich denke, die meinen das eher als sich viel Zeit nehmen sollen, auch mal stundenlang rumhängen, ohne was bestimmtes zu tun. Mach ich auch, aber eigentlich … dann dümpelt es so; ich mag kein Dümpeln; ich hab immer was zu tun, und wer da mitmachen will: willkommen! Ich mag lieber kurz und knackig und intensiv, volle Kanne rein in etwas – und dann zack, wieder weg. Weiter.
Das heißt jetzt nicht, dass ich nichts Tiefes eingehe. Im Gegenteil. Ich springe. 100 %, intensiv. Aber eben nur, wenn ich will, wenn mir so ist. Ansonsten bleib ich lieber fern, für mich. Springe genauso schnell eben wieder weg wie hin. Das wird ziemlich oft als „inkonsistent“, „nicht tief“ „zu unverbindlich“ gedeutet. Ist es aber nicht, im Gegenteil. Zack, rein, tief-tief-tief; ich bin die Person, die mit allen nach spätestens 5 Minuten Bekanntschaft über Analsex redet, Dildos, Cruising, was auch immer grad aktuell ist an Variationen des Themas „Sex“ (ergibt sich meist von Arbeit, welche Workshops ich grad plane etc.) Und dann genauso zackig wieder aufhört damit, weil meine Neugier befriedigt, und entweder finden wir was ähnlich spannendes als Thema, oder ich geh halt wieder. Woanders hin.
Normal sein
Ich glaub, der Hauptpunkt ist, zu erkennen, was man selbst mag und das dann gnadenlos umzusetzen. Sich ein Leben zu bauen, wo alles rausfliegt, was nicht passt und alles drinbleibt, was doch, oder neu dazu kommt. Und das im stetigen Wandel, weil Bedürfnisse sich ändern; meine recht rasch mitunter. Und Erkenntnisse auch: ich entdeck immer noch Sachen, wo ich denke: Huch, das mag ich eigentlich gar nicht, ich dachte nur, ich mag es. Oder umgekehrt. Und dann eben weg damit, schnell, zackig, für Drama kein Platz. So das Ideal. So sollte es sein, „normal“.
Und eigentlich ist es ja selbstverständlich, nur Sachen zu machen, auf die mensch auch Bock hat. Aber … Manchmal rätsele ich echt, ob andere Leute wirklich wirklich wirklich so viel Bock haben auf ewig Reden vorm Sex, auf drei Mal Kaffeetrinken erst, oder auf stundenlang mit denselben Menschen an einem Tisch sitzen und Smalltalk machen, all das. Und gibt’s echt Menschen, die nicht ständig körperlich sein wollen? Lieber übereinander-aneinander gekuschelt liegen beim Reden, statt steif an Tischen zu sitzen dabei? Echt jetzt? Ist mir unverständlich, oder eher: ach, nö. So viel Zeit hab ich nicht im Leben.
Apropos Zeit
Langfristiges? Ja. Aber wenig. Ich hab nur 2 Menschen im Leben, die mich längerfristig kennen, beide seit ich 17 war. Vorher? Da kenn ich keine*n mehr, bis auf meine Schwester (kaum Kontakt. Alle 2 Jahre mal ein Telefonat. Reicht. Zu verschieden die Welten, und auch als Kinder schon recht früh getrennt.) Der Rest aus Kindheit/ Jugend: entweder tot, oder nicht wichtig genug. Auseinandergedriftet, große Cuts nicht mitgemacht; Cuts, die ich mir nicht immer selbst ausgesucht habe. Aber ich sammle: Menschen, die mich seit 20 Jahren kennen, seit 15, seit 10. Oder erst seit einem Jahr, und die sind mitunter um einiges wichtiger für mich. Tiefer auch.
Tiefe
Tief gehen mit jemanden hat bei mir nicht so viel mit Zeit zu tun. Eher mit einlassen, bedingungslos. Mit einem „Ja! Das will ich jetzt, mach ich jetzt.“ Und mit geteilten Erfahrungen im Leben – finde ich da Menschen, die ähnliches durchgemacht haben, oder finden sie mich, wir einander: Dann klickt‘s enorm schnell mitunter. Und enorm intensiv. Und hält dann auch, über Pausen hinweg, über doch mal nix miteinander zu teilen haben, über andere Themen präsenter für eine Weile als die, die uns ursprünglich so intensiv zusammenknallen ließen.
Cuts vs. dümpeln & suchen
Nicht immer finden wir dann andere Themen, anderes zu tun, und es driftet doch auseinander. Das nehme ich dann zur Kenntnis. So könnte man‘s sagen: ich nehme es zur Kenntnis. Simpler Fakt. Ist eben so. Driftet weg – und ich vertrau darauf, dass auch wieder zusammen. Ein Jahr später, zwei, drei; plötzlich fällt mir diese eine Person ein, mit der ich damals ja dies und das – und wenn etwas Praktisches ansteht, meld ich mich. Wobei „etwas Praktisches“ durchaus auch ein „einfach nur reden“ sein kann. Aber nicht langes Suchen. Langes Suchen bei anderen, was ich von denen eigentlich will, und sie von mir: das nervt eher. Mehr als das: Es macht Sachen kaputt, in meiner Erfahrung. Lieber: Passt grad nicht (mehr), so intensiv es auch eben noch war? Okay, dann eben nicht (mehr).
Das lässt sich leicht sagen und eigentlich auch leicht leben, braucht aber vielleicht auch die Erfahrung wie‘s andersrum ist: die Wucht des Festhaltens, des Suchens eben, des Dümpelns. Des Nicht-gehen-lassens / Nicht-gehen-könnens. Hab ich hinter mir, ist schrecklich. Lieber nicht mehr so, oh nee. Lieber ein Cut, mitunter auch vielleicht zu früh, zu schnell, wer weiß (ich hab grad extremes Anti-Dümpel-Verhalten im Leben. Legt sich das wieder? Keine Ahnung.) Momentan für mich aber halt so: lieber ein Cut, zur Not auch mal ein extremer – wobei die Not ja meist erst durch zu langes dümpeln, suchen, festhalten etc, zuvor entsteht. Schlaue Worte, weise Worte. Praktische Umsetzung? Gilt‘s weiter zu erproben. Bisher war meine „Taktik“ im Leben: dümpeln, festhalten. Nicht mit Absicht, im Gegenteil: ich mag Menschen so frei lassen, wie auch ich freigelassen sein möchte. Nur: passiert eben doch: das Gegenteil von dem zu tun, was mensch so möchte. (Gegenmittel dazu wiederum: aufmerksam sein. Reflektieren. Viel! Jeden Tag Zeit dafür nehmen. Für die kleinen „Festhalter“, „Dümpler“ – um die zu erkennen und noch umlenken zu können, zu stoppen, bevor sie groß werden. Funktioniert! Bin optimistisch:-)
Körperlichkeiten …
Der Kernpunk ist also eigentlich: viel schauen, was frau so braucht, so mag, auch tut, auch Sachen tut, die mensch vielleicht nicht wirklich tun will, das schleunigst zu verlernen. Sich kennenzulernen – und sich dann darum kümmern, genau das Gewünschte auch passend zu arrangieren im eigenen Leben. Ich mag’s körperlich, haptisch, anfassen. Lust. Mich anfassen lassen, meinen Körper erleben. Sex, tanzen, massieren. Kuscheln, halten, streicheln. Ganz mächtig pumpen beim Ficken. Und der Wechsel, hin und her. Abwechslung halt.
Diese Körperlichkeit: ich hab kaum Menschen im Leben, mit denen ich NICHT körperlich bin. Oder zumindest sexy mit Wörtern: Ich hab auch ein paar Sexy-Talk-am-Telefon-Personen im Leben. Oder Dauerflirts: einander extrem sexy mit Blicken auffressen, beim Tanzen zum Beispiel. Auf Schößen rumrutschen zu heißer Musik: oha! Ja! Und essen – ist essen nicht auch Sex? Irgendwie? Das Stöhnen beim hungrigen Erst-Biss, die Befriedigung von Verlangen, von Drang, von einem „Muss“. Ich muss mir jetzt einfach irgendwas in den Mund schieben. Oder jemanden anfassen. Lust haben im Leben. Die ausleben dürfen.
… und Emotionales
Und mich aber auch mal betüdeln lassen, umsorgen. Emotionale Nähe erfahren. Auch Menschen im Leben haben, bei denen ich voll fertig aufschlagen kann, weil plötzlich was hochkam, was fettes eben; die mich dann ins Bett stecken, Wärmeflasche dazulegen, sich selbst am besten auch noch, und mich festhalten. Die mich auch in dieser Hinsicht akzeptieren, die mich mich ausleben lassen, mich austoben. Den emotionalen Sturm aushalten, damit klarkommen. Denn lassen sie mich, ist auch schnell wieder vorbei. Aber mich lassen erst mal, das „muss“ sein: mich nicht zwingen, irgendwas wegzustecken, zu verstecken, eben nicht sein zu dürfen.
Und dann steh ich auf, aus dem Bett, wieder topfit, und hau mitunter sofort wieder ab. Hin und her, von Extrem zu Extrem. Absolute Nähe, Intensität – dann weg und null. „So, reicht, ich geh dann mal wieder, weiter, weg – und keine Ahnung, wann wir uns wieder sehen, weil ich plane nicht, verabrede nicht.“ (Ah, beim Tippen merk ich: eh, schon ganz schön herausfordernd. Tja.) Aber eigentlich: Durch dieses zackige Einlassen, dieses Springen, sofort, ohne Netz und doppelten Boden: gerade dadurch ist es tief, intensiv, emotional. Und weniger als das mag ich auch nicht haben im Leben. Wozu sonst leben?
Wie du mir, so ich dir
Ich verlange also viel springen-lassen von meinen Gegenüber. Und dass sie selbst derart springen. Nicht an mir kleben, wenn wir uns sehen. Dass sie ebenso abhauen, wenn ihnen eben so ist. Dass sie sich nicht verlieren, sich nicht vergessen, ihr Leben parken für mich. Denn dann hab ich Verantwortung für etwas, das nicht meins ist. Die mag ich nicht. (Auch deshalb wohl, dass ich genau das zum Hauptthema in meinen Workshops mache, bei meiner Arbeit. Du. Du, du, du: du selbst bist verantwortlich für dich, dein Leben, deine Beziehungen, deine Lust, deinen Sex.)
Und: Ich mag ebenso gern überrascht werden, so überrannt, wie ich gern mal überrenne. Dazu braucht’s Stärke, eben Nein sagen können. Ein Nein setzen können gegen Wucht und Intensität, wenn nicht so wie angeboten erwünscht. Konnte ich lange nicht; kann ich jetzt. Bei mir bleiben trotz plötzlichem Auftauchen von etwas Mitreißendem. Deshalb auch wohl mein Rein und Raus. Das Raus sind die Pausen, wieder zu mir kommen. Mein Ding machen halt. Sendepause; abtauchen, manchmal wochenlang, monatelang. Weil’s mich nicht treibt. Und nicht verunsichern lassen, wenn andere das ebenso machen. Das Beziehungsgeflecht ebenso locker halten. Ohne dieses „Als Freund*innen/ Partner*innen muss man sich aber doch mindestens alle 3 Tage sehen“, oder was auch immer für ein Quatsch. Parken, und geparkt werden. Bis es wieder passt, und zieht, und will.
Schnelle Stehkuschelrunden. Und die Liebe!
Menschen, die bei mir ums Eck wohnen, kriegen mich öfter zu sehen. Wir laufen uns im Kiez über den Weg und schieben eine schnelle Stehkuschelrunde ein. Wobei dann andere, die das sehen, denken: „Oh, DAS ist also Joeys Partner*in.“ Sehr lustig, eigentlich. Diese sofortigen Zuschreibungen: mit XY bin ich körperlich, also: Partner*in! Und Partner*innen hat mensch ja nur eine, in dieser Gesellschaft, als Norm, also ist es DIE Partnerin. Herrje!
Die Liebe jetzt aber. Was ist das denn überhaupt? Jemanden treffen, der*die frei lässt. Mit der es tief geht, und vieles geht, und sexuell. Bei der es kribbelt, bei der ich sofort Hand und Dildo und überhaupt in Körperöffnungen stecken will. Mit der ich an Grenzen gehe. Über Grenzen, ganz sanft, ganz enorm. Zu der ich sage: mehr! Nur: sag ich das nicht zu allen Menschen in meinem Leben? Mehr! Weil sonst: wozu sollte ich die Menschen haben, in meinem Leben? Menschen, von denen ich nicht mehr will, etwas will: tja, die müssen auch nicht sein. Und Liebe, dieses Gefühl von überfließen: das hab ich bei vielen. In Situationen. Momentan. Für den Moment.
Und ich sag das auch, zeige das, recht inflationär: Dafür lieb ich dich jetzt. Oder auch ohne „dafür“. Einfach so. So viele Momente im Leben, wo mir das Herz übergeht. Wenn A ein bisschen Verletzlichkeit zeigt. Wenn B mir Tee kocht. Wenn C ganz laut lacht. Wenn D sich behauptet gegen sexistische Mache am Arbeitsplatz. Wenn E mir hellauf begeistert von einem Spontankauf eines Dings berichtet, mit dem ich selbst null anfangen kann. Begeisterung. Lust. Lachen. Sich zeigen. Ich liebe Menschen, wenn sie sich zeigen. So wie sie sind.
Poly, poly, poly
Viele Lieben also, viele Menschen. Zu unterschiedlichen Graden im Leben, ständig wechselnd. Nix Festes, dafür Intensität, um so mehr. Neue Menschen, immer wieder. Kurzbekanntschaften. Plötzlich Dauerfreund*innen. Cut, wochenlang Pause. Eifersucht? Selten. Hinterfragen! Wieso, auf was? Das anders beschaffen im Leben. Selbst verantwortlich sein. Für sich selbst sorgen, sich selbst kennenlernen. Darüber reden, reflektieren. Lernen, weiterlernen. Sich einlassen. Pausen nehmen. Körper! Sex, tanzen, Massage. Anfassen, kuscheln. Redezeit liegend verbringen, aufeinander, aneinander. Sich emotional kümmern, und betüdeln lassen. Annehmen können: Liebe. Sorge. Umsorgt werden. Selbst umsorgen wollen. Das dürfen. Geschenke erkennen. Sie dehnen; Zeit dehnen. Auf „intensiv“. Auf 1.000 % da. Auf wieder weg, auf Gehen und Kommen wie es beliebt.
Liebe aussprechen können. Gefühle zulassen; Tiefe. Wechsel, Sprünge. Verbindungen schaffen, Netzwerke. Familien (oh: Familie: hab ich nicht, diese klassische, blutsverwandte. Vielleicht auch deshalb so ein Drang nach neuer Familie, ständigem Ausbau, Netzwerken). Netze. Im Zentrum des eigenen Netzes (Lebens) sitzen, von da aus agieren. Fäden ziehen, Fäden spinnen. Sich annähern, an den Rand gehen, an Grenzen. Anderen zugestehen, was mensch selbst so fordert. Sich selbst ziehen lassen, bespinnen, bespringen.
Lust. Lust. Lust.
Lebenslust. Energie. Austausch, in viele Richtungen. Undefiniert, für den Moment. Immer neu. Sex. Alt. Wieder. Vertraut. Dreier, Vierer, Gruppen, viel Stöhnen. Gemeinschaft. Zweisamkeit zwischendurch, auch das. Viel davon? Je nachdem. Einander herausfordern, unterstützen. Noch mehr Gemeinschaft. Explizit Sex. Sex-Talk. Sex-Treffen. (Cruising!) Selber machen, DIY. „Meine“, „deine“? Lieber nicht. Lieber frei. Lieber viele.
Bisschen Utopie noch zum Ende
In der Lesben*welt kennt doch eh jede jede (na ja, über Ecken zumindest; wenn frau sich in Szenen rumtreibt). Vögelt jede mit jeder, früher oder später mal. Da könnte frau das doch von Anfang an offen machen, das gar nicht als „schlimm“ ansehen, wenn da Sexualität eben geteilt wird. Das vermeidet auch dieses „oh Hilfe, da ist meine Ex!“, was vielen in die Quere kommt und mir oftmals als Problem genannt wird, als Hindernis: „Ich geh nicht cruisen, in Clubs, daten etc. – ich könnte ja meine Ex treffen!“ Klar: Gefühle und so – aber ich finde: jetzt anfangen, anders zu leben, offener, sexuell nicht mehr verschämt, Zweierkiste, mit Besitzanspruch, all das; dann fallen auch viele genau deswegen verletzte Gefühle (zukünftig) einfach weg
Ah, diese Utopie! Aber geil wär’s schon. Und wieso eigentlich nicht? Alle wild durcheinander, ah! Diese Geräuschkulisse, allein das! Und Dildos kaufen füreinander, in Mösen schieben mit Gedanken an andere – warum denn nicht? Offen reden darüber: das als Start. Das Private öffentlich machen: vielleicht nicht jedermanns Sache, aber über Sex reden, über Verbindungen, Beziehungen, über Vorstellungen und so? Ängste, Lüste, Grenzen, Ja und Nein? Das zumindest geht doch. Du und ich: ja, nein? Und kennst du diesen hervorragenden Dildo schon? Der ist von meiner Ex. 🙂
… Und ein PS:
Ehm, Heirat. Ich hab geheiratet, mittlerweile, zwischen dem ersten Entwurf dieses Artikels und jetzt eben. Heiraten: das Ding mit Ringe tauschen und sich tief in die Augen schauen. Vor allem aber: das Ding mit zu jemandem sagen: „Ja, ich will, und du bist mir wichtig, gut möglich auf Dauer auch, jetzt gerade jedenfalls sehr, und das macht voll Spaß. Und Lust. Und überhaupt. Und ja, das ist irgendwie komisch, weil wir sind ja poly und so – aber das machen wir einfach weiter, okay? Behalten unsere Eigenheiten – beide eigen und offen und platzbedürftig und Leben haben wollend, und Intensität, und auch zackig und zackige Wechsel und Brüche auch, und Pausen und Komplexität und Widersprüche. Und noch so viel; jedenfalls super irgendwie, und hauptsächlich hab ich jetzt Lust darauf, und das ganz enorm, du berührst da was, ganz tief, das gefällt, das will ich weiter, will ich haben, dich auch, mich, uns, ich will erforschen, das, mit dir, mit mir selbst, also auf geht‘s, Ringe hast du ja besorgt, so halb aus Versehen, legst sie so vor mich hin hier, ich nehm jetz mal einen davon in die Hand und frag dich: ‚Willst du?‘, okay?“
So ungefähr war‘s. Bisschen emotionaler, tiefer, Gefühle, sich trauen – aber vom Spirit her doch: Leichtigkeit und Tiefe in einem. Ich will. 1.000 %. Wie bisher. Wie weiter. 1.000 %. Und mein Gegenüber auch: 1.000 %. Das spiegelt mich, fordert mich, fördert mich, will mich genauso wie ich bin. Und umgekehrt. Und einander genauso wollen & lassen, wie frau ist – da sagt mensch doch gerne „Ja!“:-) Das – heiraten – widerspricht dem Artikel hier null, finde ich, allem vor dem PS, meinem Lebensentwurf. Poly sein & heiraten. Heiraten & maximal frei. Maximal frei & „Ja“ zu jemanden sagen. „Ja“ zu jemanden sagen & nicht definieren. Nicht definiert & auf Dauer angelegt. Auf Dauer viele lieben & ab und zu hauptsächlich nur mit eine*r ficken wollen. Widersprüche. Toll! Entsprechen mir voll.
PPS:
Und ganz heimlich denk ich: Ich hab mir mit diesem Artikel hier, diesem schriftlichen Lebensentwurf, ganz genau das herbeigeschrieben, was ich so wollte, wünschte, brauchte, haben mochte im Leben. Finales Plädoyer also: versuch dich mal auch an so einen Lebensentwurf. Überleg, schau hin, formulier aus: was du magst, wie du bist, was dir gut tut, was du vielleicht noch nicht weißt, was du suchst …Wie du dein Leben haben willst eben. Das bin ich, das will ich. Denn um so besser du das weißt, nach außen schickst, um so besser die Chancen auch auf Erfüllung (mit Überraschungseffekt; denn heiraten als Akt hätt ich jetzt echt nicht gedacht. Tja.)
Und PPPPPPPPPS:
Huch. So leb ich ja gar nicht mehr. Also doch; ich bieg noch immer an Kreuzungen da ab, wo grad grün ist statt dahin, wo ich hin soll, wenn mir eben so ist, aber ich geh gleichermaßen tatsächlich (manchmal) hin zu Geburtstagen, zu denen ich eingeladen bin. Sage Dinge zu – und halt mich an die. Huch? Ich buche Zugtickets im Voraus, ganz unspontan, um zu Menschen zu fahren, die mir wichtig sind. Huch! Ja. Eh. Komisch. Verbindlichkeit hat Einzug gehalten in mein Leben. Nach einem riesigen „Bleib mir vom Leib“ in alle Richtungen – bleib weg, noch weiter, noch weiter, ich mag kein „Joey, komm mal, mach mal, ich mag dich sehen“, dies noch und das noch und überhaupt, alles Menschen, Situationen, die was wollten von mir… Nein! (Ich hab „Nein“ sagen gelernt:-) Und durch die maximale Distanz die nötige Ruhe, überhaupt mal zu schauen, was ich denn so will. Und das ist eben doch auch Verbindlichkeit. Neben all der Unverbindlichkeit, die ich so leb(t)e: Freiheit, die Verbindlichkeit ja aber auch intus hat – wenn ich mich einmal für Menschen entscheide, bin ich loyal. Bleibe, bin da, auch wenn ich weg bin, mich nicht melde, nicht komme, abtauche etc.
Und jetzt? Maximale Freiheit; maximale Verbindlichkeit (die Heirat!) – und jetzt? Oh, es bleibt spannend, das Leben; das Austarieren von Gegensätzen, den Mittelweg finden zwischen Extremen, in Widersprüchen, in mit bei durch Bewegung. Ich glaub, Moshé Feldenkrais war das (Feldenkrais-Methode: praktische Neuroplastizität, Gehirnumbau hands-on; geil!), der mal gesagt hat: Leben ist Bewegung. Wortwörtlich: wer sich nicht mehr bewegt, Atemstillstand, Herz, da bewegt sich nichts mehr im Brustkorb – der*die ist tot. Und mehr Kriterien gibt’s vielleicht auch nicht fürs Leben, für leben; nur das: Bewegung. In verschiedene Richtungen, hin zu, weg von, auch irgendwie im Kreis dadurch, Wiederholung. Nur anders jedes Mal – und je mehr anders jedes Mal, um so mehr Bewegung, um so mehr Leben; Andersartigkeit als quali-quantitatives Lebens(lust)indiz.
Links:
Cruising für FLINTA* in Berlin: Mehr Infos dazu unter C wie Cruising aus meiner ABC des S.E.X.-Workshopreihe
Was „FLINTA“ eigentlich heißt: Siehe mein Video dazu unter Schlaue Worte
Dieser Artikel erscheint in der 2022er-Ausgabe des Magazins DIE KRAKE – Künstliche Beziehungen für unnatürliche Frauen.